Wacholderdrossel auf Nahrungssuche in der Eberesche

Jetzt hängen nur noch sehr wenige Beeren an der Eberesche in meinem Garten. Ich muss mich sehr anstrengen, um die restlichen kleinen, zumeist eingetrockneten roten Beeren vom Haus aus zu erkennen. Von der einstigen roten Pracht, die noch vor wenigen Wochen den Baum in ein rotes Kleid verwandelt hat, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Vielmehr dominieren nun die kahlen grau-braunen Äste. Es stimmt mich ein wenig traurig, dass diese wertvolle Nahrung für die Vögel verschwunden ist und dass schon Ende November, wo der eigentliche Winter doch erst beginnt.
Die gute Nachricht dabei ist, dass ich die Vögel, die die riesigen Mengen der Ebereschenbeeren vertilgt haben, fast jeden Tag beobachtet und aus dem Zelt auf meinem Balkon fotografiert habe. Ich kam in den Genuss, regelmäßig Wacholderdrosseln (Foto ganz oben) und viele andere Vögel in dem Baum zu beobachten.

Rotdrossel auf Nahrungssuche in der Eberesche

Rotdrosseln, die ich bis dahin noch nicht so häufig gesehen hatte, waren sehr beständige Gäste. Leise und meistens einzeln tauchten sie in den Baum auf. Daneben holten sich natürlich auch andere Vögel die leckeren Beeren, wie z.B. Dompfaffe, Amseln, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücken und Grünfinken.

 

Wacholderdrosseln fallen in die Eberesche ein

Ein Schwarm Wacholderdrosseln fällt in die Eberesche ein

Von einem besonderen Erlebnis möchte ich kurz berichten: An einem sehr kalten, grauen, nebligen Novembertag kam ein großer Schwarm Wacholderdrosseln in meinen Garten. Aus nur wenigen Metern Entfernung konnte ich miterleben, wie geschickt sich die Tiere die leckeren Beeren holten.

Badende Wacholderdrossel

Einige Vögel nutzten auch meine Wasserstelle für ein ausgiebiges Bad. Plötzlich flog der ganze Schwarm (ich schätze, dass es um die 50 Tiere waren) auf und flüchtete voller Panik. Hinter mir knallte ein Vogel an die Scheibe. Was für ein Schreck! Mein Mann hat die Szene aus dem Arbeitszimmer heraus beobachtet: Ein Greifvogel (Turmfalke?) war hinter meinem Zelt und der Fensterscheibe „hindurch geschossen“ und hatte kurz danach den Sperling, der gegen die Scheibe geflogen war, in den Fängen. Genauso schnell wie der Greifvogel gekommen war, war er mit seiner Beute wieder verschwunden und mit ihm die anderen Vögel, die vorher so zahlreich in dem Baum gefressen hatten. Den ganzen Tag über blieb der Baum leer.

 

Für die Wacholderdrosseln wird es immer schwieriger die Beeren zu erreichen

In den letzten Novembertagen wurde es für die Wacholderdrosseln, die ich in dieser großen Zahl nur im Winter bei uns erlebe, zunehmend eine Herausforderung, die Beeren zu erreichen. Die kleinen begehrten roten Kugeln hingen fast nur noch an den äußersten Spitzen der dünnen Äste.

Der Blick in den Schnabel einer Wacholderdrossel zeigt, das die Beerenjagd erfolgreich warDie großen Vögel (sie sind etwas größer als unsere Amseln) spreizten immer wieder meistens einen Flügel ab, um das Gleichgewicht zu halten (so, wie wir die Arme ausbreiten, wenn wir über ein Seil balancieren) oder sie versuchten sich im Flug den Beeren zu nähern.

 Rotdrossel pickt nach reifen Beeren

Etwas leichter hatten es die hübschen kleinen Rotdrosseln. Sie sind deutlich kleiner als unsere Amseln, haben dunkle Punkte auf der hellen Brust, einen markanten Augenstreifen und die namensgebenden rost-roten Flanken, die unter Flügeln sichtbar sind.

Rotdrossel sitzt auf einem Ast in der Eberesche

Rotdrosseln sind typische Wintergäste, die bei uns in Deutschland nicht brüten. Ihre Brutgebiete liegen in Nordeuropa. In meiner Eberesche beobachtete ich oft einzelne Vögel, obwohl die Tiere auch in Gruppen unterwegs waren. Oft suchten die Rotdrosseln auch auf dem Gras nach Nahrung. Fast jeden Tag waren die Tiere meine Gäste.

Auch unsere einheimischen Vögel fraßen regelmäßig von den Beeren der Eberesche. Oft holte sich das zierliche Rotkehlchen in dieser kalten Jahreszeit die nahrhaften Beeren.Amsel-Weibchen mit reifer Beere im Schnabel

Ich freue mich immer wieder, wenn ich Amseln mit ihrem außergewöhnlich schönen Federkleid in dem Baum beobachten kann. Hier siehst du ein Weibchen mit einer Beere im Schnabel.

Als am letzten Tag im November der erste Frost die roten Beeren mit weißen Kristallen überzogen hatte und die Sonne die kleinen Kugeln zum Glitzern brachte, erstrahlte der schon fast kahle Baum zu neuem Glanz. Bei klirrender Kälte (-7 °C) dauerte es an diesem Tag lange, bis die ersten Vögel in den Baum kamen. Die Kälte war schnell vergessen, als ich die ersten Vögel fotografieren konnte.

 Wacholderdrossel auf Nahrungssuche an einem kalten Wintertag

Die Wacholderdrosseln holten sich eine Beere nach der anderen. Leider kamen an diesem Vormittag nur wenige Tiere in den Baum.

Wacholderdrossel versucht eine Beere vom Ast zu lösen

Manchmal brach ein kleiner Zweig mit mehreren Beeren ab (linkes Foto). So konnte die Drossel die Beeren natürlich nicht fressen. Der Vogel löste das Problem durch kräftiges Schütteln (rechtes Foto). Bei dieser Aktion hat sich die Nickhaut vor das wichtige Auge geschoben, um es vor möglichen Fremdkörpern zu schützen. Das Vogelauge erscheint dadurch trüb.

Erfolgreiche Jagd auf Beeren

Das Schütteln war erfolgreich: Die Wacholderdrossel konnte eine Beere lösen und sie fressen. Um im Winter ihren Flüssigkeitsbedarf zu decken, nehmen Wacholderdrosseln übrigens Schnee auf.

Rotdrossel mit gefrorener Beere im Schnabel

Auch die Rotdrosseln waren eifrig dabei, die noch gefrorenen Beeren zu fressen.

Besonders an diesem Tag entstanden ganz beeindruckende Fotos, die die wundervolle Welt der Vögel zum Leuchten brachte.

In meiner Galerie „Vögel im November 2020“ kannst du diese und viele weitere Fotos anschauen.

Wacholderdrossel an einem kalten Wintertag mit reifer Beere im Schnabel